Herzlichen Dank an alle Teilnehmer für eine dritte erfolgreiche Veranstaltung Future Resources 2019.
Unter dem Motto „Verpackung wertvoll gestalten” diskutierten am 7. November 2019 in der Ev. Akademie im Herzen von Frankfurt am Main rund 150 Experten aus Handel, Industrie und der Recyclingbranche
über zukunftsfähige Lösungen für die Verpackungen von morgen.
Im Fokus der diesjährigen Future Resources stand eine nachhaltige Umgestaltung von Verpackungen, um Umweltbelastungen entgegenzuwirken und eine umfassende Kreislaufführung vorantreiben zu können.
Tagungsbericht
Bereits zum dritten Mal trafen sich am 07. November 2019 rund 150 Experten aus Handel, Konsumgüterindustrie und Recyclingwirtschaft auf der Fachtagung „Future Resources“. In der Ev. Akademie mitten im Herzen von Frankfurt setzten sie ein deutliches Signal gegen Ressourcenverschwendung und für eine konsequente Produzentenverantwortung im Hinblick auf nachhaltige Verpackungsdesigns. Ein wirksames Hilfsmittel hierbei: die wissenschaftlich fundierte Bewertungsmethode „Made for Recycling“, welche die Recyclingfähigkeit von Verpackungen bemisst.
Angefangen bei Greta Thunberg über die Bilanz zu einem Jahr Verpackungsgesetz bis hin zu Best-Practice-Beispielen und Recyclingtechnologien stand stets eine Frage im Mittelpunkt des Austausches: Wie können Verpackungen für geschlossene Kreisläufe weiter optimiert werden, um den Umweltbelastungen entgegenzuwirken?
Die Gastgeber der Fachtagung, der Umweltdienstleister Interseroh und das Deutsche Verpackungsinstitut (dvi), wollen mit der jährlich stattfindenden Fachtagung eine attraktive Möglichkeit für den Dialog aller Teilnehmer der Wertschöpfungskette Verpackung schaffen. Die stark steigende Besucheranzahl belegt einmal mehr die Notwendigkeit eines solchen Austausches.
„Die Relevanz der Verpackungsgestaltung steigt Jahr für Jahr, Verpackungen müssen sich verändern“, erklärt Markus Müller-Drexel, Geschäftsführer der INTERSEROH Dienstleistungs GmbH, in seiner Begrüßungsrede. „Verpackungshersteller haben bereits einige Fortschritte in die Wege geleitet, aber vieles, was heute technisch möglich wäre, ist noch nicht umgesetzt.“ Gleichzeitig warnt er: „Wenn die Hersteller nicht jetzt beginnen umzudenken, holt sie das spätestens in ein bis zwei Jahren ein.“ Als wesentlichen Antrieb für die positiven Veränderungen der letzten zwei Jahre sieht er das Anfang 2019 in Kraft getretene Verpackungsgesetz (VerpackG): „Die Recyclingbranche spricht schon seit zehn Jahren mit der Industrie, meist war jedoch der Kostenfaktor ein Hindernis. Seit Inkrafttreten des VerpackG kann dieses Thema nicht länger ignoriert werden.“ Aber auch den Stellenwert der Verbraucher und ihre Funktion in einer gelebten Kreislaufwirtschaft betont Markus Müller-Drexel: „Unsere wichtigste Sortiermaschine ist der Mensch.“
Den Auftakt zur Fachtagung macht Winfried Batzke, Geschäftsführer vom Deutschen Verpackungsinstitut e.V., mit der Frage, ob die Forderungen von Greta Thunberg und der Fridays for Future Bewegung sinnvoll seien. Hierzu bittet er den Keynote Speaker Prof. Dr. Dr. Dr. Franz Josef Radermacher, Mitglied des Club of Rome und Umweltexperte, um eine Einordnung, die folgendermaßen ausfällt: „Das ist ein interessantes Phänomen: Wir lassen uns von Kindern sagen, was wir tun sollen. Aber es ist schlichtweg unmöglich, diese absoluten Forderungen zur sofortigen Reduzierung der Treibhausgasemissionen in die Praxis umzusetzen.“
In seinem darauffolgenden packenden Vortrag zeigt er außerdem auf, warum das Klima ein globales Problem ist. Insbesondere die Privatwirtschaft fordert er auf, Geld in die Hand zu nehmen, um erneuerbare Energie in Entwicklungsländern wie Afrika oder Indien zu fördern und so gleichzeitig die eigenen Emissionen zu kompensieren. Nur mit dem Konzept „Wohlstand für alle“ können seiner Meinung nach die verheerenden Entwicklungen des Klimawandels wenigstens zum Stagnieren gebracht werden. Er appelliert zudem an jeden Einzelnen, die eigenen Emissionen zu kompensieren.
Nach einer ersten Pause zum Networking zieht dann Gunda Rachut, Vorstand der Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister, eine Zwischenbilanz nach fast einem Jahr VerpackG. Ihre Zahlen machen deutlich: Die Verpflichtungen werden wahrgenommen. Es gibt einen deutlichen Anstieg der Hersteller, die bei den dualen Systemen unter Vertrag sind, von ca. 60.000 auf 170.000. Im Bereich E-Commerce gäbe es noch viele nicht registrierte Unternehmen, insbesondere kleinere Händler. Auf eben diese Zielgruppe hat sich Interseroh mit seinem Onlineshop Lizenzero zur Lizenzierung von Verpackungen spezialisiert. Am Ende ihres Vortrags appelliert Frau Rachut ans Publikum: „Sie sind alle gefragt, etwas zu tun.“
Auch der dm-drogerie markt ist aktiv und hat das Forum Rezyklat ins Leben gerufen: Unter einem Dach versammeln sich hier Unternehmen – auch Wettbewerber – um gemeinsam über die Recyclingfähigkeit von Produkten aufzuklären. Ein Beispiel hierfür ist die Kennzeichnung eines hohen Recyclinganteils (mind. 70 Prozent) am Point-of-Sale.
Nach der Mittagspause stellt dann Flora D’Souza von der Nachhaltigkeitsberatungsfirma thinkstep ein neues Tool vor, das gemeinsam mit Interseroh auf der Grundlage von ‘Made for Recycling’ entstanden ist. In einer Live-Demo präsentiert sie, wie Nutzer die Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen mithilfe des Tools künftig genau errechnen können und Auswertungen zur Optimierung einzelner Komponenten erhalten.
Andere Perspektiven bringt Linda Grieder, Gründerin der Rethink Resource GmbH, mit ihrem „unkonventionellen Ansatz für Verpackungen aus Nebenströmen“ in die Veranstaltung ein. Gemeinsam mit ihrem Team beschäftigt sie sich mit dem Thema Upcycling (statt Recycling) und schaut sich sogenannte Nebenströme an, die in anderen Industrien als Verpackungen eingesetzt werden können. Nebenströme sind beispielsweise Abfälle oder Produktionsüberschüsse. Sie veranschaulicht an verschiedenen Beispielen ihr Konzept: „Was in der Kakaoproduktion als Nebenstrom anfällt, kann als Muffinpapier upgecycelt werden.“
Max Wolfmaier von der Schur Flexibles Germany GmbH präsentiert recyclingfähige Fleisch- und Käseverpackungen. „Insbesondere im Lebensmittelbereich sind Kunststoffverpackungen komplex“, sagt er. „Wir müssen Kompromisse eingehen zwischen Investition, Produktschutz und optimal recyclingfähiger Verpackung.“ Zudem fordert er einen Strategiewechsel: Recyclingfähigkeit muss als Standard gesetzt werden.
Dieser Meinung ist auch Markus Müller-Drexel und sieht hier insbesondere die Politik in der Verantwortung: Um die derzeit viel diskutierten Kunststoffverpackungen nach ihrem Gebrauch wieder als Rohstoffe im Kreislauf zu führen, müsse die Politik ihre restriktiven Vorgaben überdenken. Neben dem für Lebensmittel tauglichen Standard bräuchte es noch einen Qualitätsstandard für Kosmetika und Körperpflegemittel und einen dritten für Reinigungsmittel, um die Absatzmärkte für Rezyklate deutlich zu stärken.
Nach einem persönlichen Austausch beim Networking-Coffee verdeutlicht Henrik Großekämper, Geschäftsführer der groku Kunststoffe GmbH, am Anwendungsfall Farbeimer, wie aus Abfall neue Verpackungen entstehen können. „Unsere Farbeimer sind zu 100 Prozent aus dem gelben Sack und sehr gut recyclingfähig“, erzählt er. „Wir haben unsere Produkte bei ‚Made for Recycling‘ testen lassen und 20 von 20 möglichen Punkten erhalten.“ Schon vor vielen Jahren hat er sich für Recyclingverpackungen eingesetzt und freut sich nun über die notwendige Beachtung. Eine große Herausforderung dabei war die gräuliche Farbe seiner Farbeimer. Es hätte viel Aufklärungsarbeit gekostet, den Verbrauchern klar zu machen, dass eine weiße Verpackung zu einer geringeren Recyclingfähigkeit führen würde. Heute sind Farbeimer aus dem Hause groku Kunststoffe u. a. fester Bestandteil in den toom Baumärkten.
Über „Chancen und Herausforderungen für die Umstellung auf Zero Waste Solutions“ referiert im Anschluss Kristin Buro, Corporate Development Manager bei der Bahlsen GmbH & Co. KG. „Die Verpackung diente bislang nur dazu, das Produkt und dessen Haltbarkeit abzusichern“, führt sie aus. „Vor zwei Jahren sind wir mit dem Thema Recyclingfähigkeit gestartet. Es ist alles nicht so einfach, aber wir stellen uns der Herausforderung.“ Ein großes Problem: Das aus Monomaterial bestehende Tray sei zu dunkel, um von der Sortieranlage erkannt zu werden. Zudem sei der Konsument nicht aufgeklärt. „Das müssen wir gemeinsam ändern“, sagt Buro. Kunststoff sei an sich gut. Bei Bahlsen gäbe es immer mehr Verbraucheranfragen, warum so viel Kunststoff benutzt würde. Sie sieht eine recyclingfähige Verpackung als Chance, Konsumenten zu gewinnen. Allerdings ginge das nicht alleine: „Nur durch Kooperationen auf allen Kreislauf-Ebenen können wir es schaffen“, schlussfolgert sie.
Als letzter Speaker vor der abschließenden Podiumsdiskussion ist Tobias Enge, Gründer des Startups Wildcorn GmbH. In seinem Vortrag „Vom Materialmix zur recyclingfähigen Monomaterial-Verpackung: Ohne Kompromisse für Produkt und Marketing“ zeigt er auf, dass es verschiedene Anforderungen an eine Verpackung geben muss. Insbesondere in der Lebensmittelbrache stehe die Haltbarkeit und Qualitätssicherung an oberster Stelle. Zusätzlich müsse die Verpackung aber auch nachhaltig und ökonomisch sein. Auf der Suche nach einer geeigneten Verpackung für ihre „Snacks“ wie beispielsweise Popcorn hat sein Startup den Service ‚Made for Recycling‘ in Anspruch genommen, um mittels einer Status-quo-Analyse konkrete Handlungsempfehlungen zu erhalten. Tobias Enge verdeutlicht den ‚Begriffsdschungel‘, der allein schon bei der Bedeutung des Begriffs der Nachhaltigkeit besteht. Um anderen Unternehmen Recherchen und Frustrationen zu ersparen, lädt er alle zum ‚Future Packaging Forum‘ ein.
Schlussendlich resümiert Winfried Batzke: „Die Veranstaltung Future Resources wurde einmal mehr ihrem Anspruch gerecht. Denn sie zeigt beispielhaft Lösungsansätze und -wege auf, die die gesamte Branche adaptieren kann. So können wir den zügigen Umstieg von einer ressourcenintensiven Verpackungsproduktion hin zu einer klima- und recyclingfreundlichen Circular Economy schaffen.“ „Wir haben wieder gesehen: Ein nachhaltiges Verpackungsdesign im Schulterschluss zwischen Herstellern, Händlern und Verwertern ist möglich. Daran knüpfen wir kommendes Jahr an und gehen gemeinsam den eingeschlagenen Weg weiter“, ergänzt Markus Müller-Drexel.
Die vollständige Agenda sowie alle Präsentationen der einzelnen Speaker finden Sie im Downloadbereich.
Bitte senden Sie uns eine E-Mail an die folgende Adresse, um Informationen zur Future Resources 2019 zu erhalten: future-resources@interseroh.com
Future Resources 2019 verpasst? Sehen Sie hier das Programm ein.
ab 9.30 Uhr: Registrierung und Kaffee
10.00 Uhr: Begrüßung
Winfried Batzke, Deutsches Verpackungsinstitut e. V.
Markus Müller-Drexel, INTERSEROH Dienstleistungs GmbH
10.15 Uhr: Energie, Klima, Zukunft – Navigieren in schwierigem Gelände
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. F. J. Radermacher
11.15 Uhr: Networking-Coffee
11.45 Uhr: Zwischenbilanz nach einem Jahr Verpackungsgesetz
Gunda Rachut, Zentrale Stelle Verpackungsregister
12.15 Uhr: Forum-Rezyklat: Wie dm den Einsatz von Rezyklaten fördern will
Julian Thielen, INTERSEROH Dienstleistungs GmbH
12.45 Uhr: Mittagspause
ab 13.45 Uhr: Elevator Pitches: Innovative Verpackungslösungen von Start-Ups
- Kunststoffrezyklate – eine echte Alternative für Verpackungen?
Sebastian Stricker, Share GmbH - Intelligente Verpackungen gegen Lebensmittelverschwendung und für Recycling
Dr. Alexey Yakushenko, Is it fresh GmbH - Upcycling – Ein unkonventioneller Ansatz für Verpackungen aus Nebenströmen
Linda Grieder, Rethink Resource GmbH
14.15 Uhr: Recyclingfähige Fleisch- und Käseverpackungen? Das geht!
Max Wolfmaier, Schur Flexibles Germany GmbH
14.45 Uhr: Networking-Coffee
ab 15.15 Uhr: Best Practice-Beispiele: Wege zur umweltgerechten Verpackung
- Die aktuelle Kunststoff-Debatte bringt endlich die notwendige Beachtung für Recyclingverpackungen: Anwendungsfall Farbeimer
Henrik Großekämper, groku Kunststoffe GmbH’ - Chancen und Herausforderungen für die Umstellung auf Zero Waste Solutions
Kristin Buro, Bahlsen GmbH & Co. KG - Vom Materialmix zur recycelfähigen Monomaterial-Verpackung: Ohne Kompromisse für Produkt und Marketing
Tobias Enge, Wildcorn GmbH