Herzlichen Dank an alle Teilnehmer für eine vierte erfolgreiche Veranstaltung Future Resources 2020.
Unter dem Motto „Grenzenlos verpacken” diskutierten am 10. November 2020, erstmalig in einer Online-Veranstaltung, Experten aus Handel, Industrie und der Recyclingbranche.
Im Fokus der diesjährigen Future Resources stand die globale Bedeutung von Verpackungen und deren Recyclingfähigkeit.
Das Ziel: den Wertstoffkreislauf auch in Europa zu schließen.
Tagungsbericht
Unter dem Motto „Grenzenlos verpacken“ fand am 10. November 2020 die vierte Fachtagung „Future Resources“ statt – aufgrund der aktuellen COVID-19-Situation online. 7 Experten aus Handel, Konsumgüterindustrie und Recyclingbranche tauschten sich digital über die Anforderungen eines internationalen Verpackungsmarktes sowie Wege zu einem klima- und ressourcenschonenden Einsatz von Packmitteln aus. Getreu dem diesjährigen Motto der Veranstaltung stand die Frage im Vordergrund: Wie muss der Verpackungsmarkt über die Grenzen hinaus entlang der gesamten Wertschöpfungskette im Sinne der Umwelt gestaltet werden? Neben der Vorstellung von Materialinnovationen wurde Einblick in die aktuellen politischen Entwicklungen auf europäischer Ebene gewährt.
Die Gastgeber der Fachtagung, der Umweltdienstleister Interseroh und das Deutsche Verpackungsinstitut (dvi), wollen mit der jährlich stattfindenden Fachtagung eine attraktive Möglichkeit für den Dialog aller Teilnehmer der Wertschöpfungskette Verpackung schaffen. Die hohe Besucheranzahl von insgesamt 251 Personen – trotz Webinar statt Vor-Ort Präsenz – belegt einmal mehr die Notwendigkeit eines solchen Austausches.
„Wir freuen uns über die große Resonanz und den Willen der Beteiligten, das Recycling und die Kreislaufführung von Verpackungen gemeinsam voranzubringen“, sagte Markus Müller-Drexel, Geschäftsführer der INTERSEROH Dienstleistungs GmbH zur Begrüßung der Teilnehmer. „Das Ziel einer klima- und ressourcenschonenden Kreislaufwirtschaft in Europa rückt näher, wenn die Akteure bereit sind, neue Wege zu gehen und Grenzen zu überwinden.“
Den Auftakt zur Fachtagung machte Sabine Nallinger, Vorständin der Stiftung 2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz, mit einem Beitrag zum Thema „Verpackungen vs. Rohstoffe – was ist in heutigen Zeiten wichtiger?“ Schnell stellte sie klar, dass hier kein Widerspruch vorhanden sei, sondern sich beide Komponenten bedingten, denn Verpackungen seien auch Rohstoffe. Nallinger betonte, Klima- und Ressourcenschutz seien die Geschäftsmodelle des aktuellen Jahrhunderts, weshalb sie sich für eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft einsetze. Verpackungen müssten demnach in einem geschlossenen Kreislauf geführt werden. Um das Ziel einer echten Kreislaufwirtschaft zu erreichen, seien Kooperationen innerhalb der Wertschöpfungskette genauso wesentlich wie verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen. Dazu zählten Regulierungen wie die Verteuerung von Primärrohstoffen, ein Rezyklat-Mindesteinsatz oder auch die Anpassung vorhandener Branchenstandards. „Klimaschutz ist eine Chance, sich zukunftsfähig aufzustellen“, so Nallinger.
Im Anschluss warf Dr. Carl Dominik Klepper, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e. V. (AGVU), einen Blick auf Europa und die aktuellen gesetzlichen Rahmenbedingungen. Neben dem Europäischen Green Deal als Leitbild und dem daraus resultierenden Aktionsplan der Kreislaufwirtschaft im März 2020 thematisierte Klepper die Überarbeitung der Verpackungsrichtlinie (PPWD). Ende 2021 soll der Gesetzesvorschlag veröffentlicht werden. Darin enthalten sind grundlegende Anforderungen an Verpackungen, Regulierungen zum Rezyklatanteil sowie zur Abfallvermeidung. Auf einem Zeitstrahl zeigte er abschließend Ereignisse wie den EU-Ratsbeschluss „Making the Recovery Circular and Green“ am 17. Dezember 2020 oder das Dekarbonisierungsziel um mindestens 40 Prozent bis 2030. „Das alles signalisiert viel Ehrgeiz“, sagte Klepper. „Ohne die Kreislaufwirtschaft werden wir solche ehrgeizigen Ambitionen nicht umsetzen können.“
Auch Winfried Batzke, Geschäftsführer des dvi, betonte: „Es ist nicht ganz einfach, was da auf uns zukommt. Statt abzuwarten, kann man jedoch etwas tun, um die Situation zu verbessern – so wie es die dualen Systeme gemacht haben.“
Bei allen Anstrengungen der Wirtschaft kann die Kreislaufführung von Verpackungen nur gelingen, wenn auch die Verbraucherinnen und Verbraucher aktiv mitwirken. Denn die Vorsortierung der Verpackungsabfälle im Haushalt ist eine wichtige Voraussetzung für ein anschließend hochwertiges Recycling. Um hier zu informieren und zu motivieren sowie mit Irrtümern aufzuräumen, haben die dualen Systeme die Kampagne „Mülltrennung wirkt“ ins Leben gerufen. Axel Subklew, Sprecher von „Mülltrennung wirkt“, stellte den Future-Resources-Teilnehmern die einzelnen Maßnahmen zur Aufklärung und Information in Sachen Abfalltrennung vor. „Wir müssen das Vertrauen in das Recyclingsystem wieder stärken und entlang der gesamten Wertschöpfungskette noch näher zusammenrücken“, schlussfolgerte Subklew.
Passend dazu räumte Markus Müller-Drexel mit einem Vorurteil auf: „Es geht so gut wie kein Gramm Kunststoff aus dem gelben Sack oder der gelben Tonne nach Fernost. Rund 98 Prozent aller Materialien, die in Deutschland gesammelt werden, bleiben laut Umweltbundesamt hier. Damit davon möglichst viel mechanisch recycelt werden kann, müssen Verpackungen von Anfang an auf deren Recycelfähigkeit entwickelt werden und wir benötigen den Verbraucher als wichtigste Sortieranlage.“
Über konkrete Erfahrungen bei der Verpackungsoptimierung berichtete im Anschluss Urban Buschmann, Leiter Verpackungsentwicklung und Nachhaltigkeit bei der FRoSTA AG. Der Lebensmittelhersteller hatte seine Verpackungen bereits vor einigen Jahren auf PP-Mono-Material umgestellt – und bietet nun auch Tiefkühlprodukte im Papierbeutel an, um Verbraucherwünschen nachzukommen. Für Buschmann steht fest: „Wir müssen massiv in das Recycling investieren und bei der Verpackung soziale Aspekte, den Einsatz von Ressourcen sowie die umweltfreundliche Entsorgung beachten.“ Für ihn sind Verpackungen aus Papier die bessere Alternative zu Kunststoff.
Dass Kunststoff jedoch nicht per se schlecht ist, machte Markus Müller-Drexel bereits am Anfang der Fachtagung deutlich: „Nur der falsch gedachte Kunststoff ist ein Problem.“ Winfried Batzke stellte des Weiteren fest: „Alles geht nicht aus Papier“ und fragte daher Ansgar Schonlau, Geschäftsführer der maag GmbH, wie man die Recyclingfähigkeit von Kunststoffen erhöht.
Ansgar Schonlau referierte sodann über materialreduzierte Mono-Verpackungen für nachhaltige Recyclingströme. Quintessenz seien drei wesentliche Erkenntnisse: Erstens könnten nachhaltige Recyclingströme für Kunststoff-Verpackungen nur dann entstehen, wenn eine Verpackung recyclingfähig sei und eine Sortier- und Verwertungsinfrastruktur für die Verpackung existiere. Zweitens seien bei der Auswahl des richtigen Verpackungsmaterials die Absatzmärkte für Rezyklate für den späteren Wiedereinsatz zu berücksichtigen. Drittens bestünde eine hohe Nachfrage nach Polypropylen-Rezyklat. „Rund 40 Prozent aller Verpackungen bestehen heute aus Mischverbunden, ein Großteil davon könnte durch Monomaterial ersetzt werden und würde sich anschließend für das mechanische Recycling eignen“, erklärte Schonlau. „Besonders Polypropylen erfüllt sämtliche Anforderungen und ist eine sehr gute Alternative zu anderen Kunststoffarten und Mischverbunden.“
Und auch Markus Müller-Drexel betonte die Wichtigkeit von Verpackungen aus einer Materialart: „Es findet derzeit ein falscher Trend statt, Papier und Kunststoff in einer Verpackung zu integrieren, diese Verbunde bekommen wir im Recycling nicht voneinander getrennt. Besonders wichtig für das Recycling sind daher Monoverpackungen.“
Schlussendlich resümierte Winfried Batzke: „Die Herausforderungen, vor denen wir insgesamt stehen, sind riesig: Umweltzerstörung, Raubbau von Ressourcen, Klimawandel, Kunststoffe in Meeren und in Böden. Auf der anderen Seite haben wir aber sensibilisierte Verbraucher, die genau gucken, was hinter den Botschaften der Unternehmen steht. Wir haben gesetzliche Vorhaben von Seiten der EU und des Bundes. Was also tun? Die Verpackungsindustrie nimmt Herausforderungen schon immer an, wir haben einige nachhaltige Konzepte gesehen und sind alle aufgefordert, einen Beitrag zur sachlichen Diskussion zu leisten. Die Zusammenarbeit über alle Stufen der Wertschöpfungskette ist auch aus meiner Sicht wesentlich.“
Zu guter Letzt zitierte Batzke noch Eleanor Roosevelt: „Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.“ Daraus schlussfolgerte er: „Träumen wir also weiter von einer besseren Welt, erstens ohne Corona und zweitens mit vielen guten, nachhaltigen Verpackungen. Wie weit wir mit der Umsetzung dieser Träume gekommen sind, werden wir auf der 5. Future Resources am 9. November 2021 – dem ‚Schicksalstag der Deutschen‘ – besprechen.“
Die vollständige Agenda sowie alle Präsentationen der einzelnen Speaker finden Sie im Downloadbereich.
Bitte senden Sie uns eine E-Mail an die folgende Adresse, um Informationen zur Future Resources 2020 zu erhalten:
Future Resources 2020 verpasst? Sehen Sie hier das Programm ein.
9:30 Uhr: Begrüßung
Winfried Batzke, Deutsches Verpackungsinstitut e. V.
Markus Müller-Drexel, INTERSEROH Dienstleistungs GmbH
09:45 Uhr: Verpackungen vs. Rohstoffe – was ist in heutigen Zeiten wichtiger?
Sabine Nallinger, Stiftung 2 Grad – Deutsche Unternehmer für Klimaschutz
10:10 Uhr: „Blick auf Europa“ – Aktuelle Rahmenbedingungen von Verpackungen
Dr. Carl Dominik Klepper, AGVU Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e. V.
10:35 Uhr: „Mülltrennung wirkt“ – die Informationskampagne der dualen Systeme
Axel Subklew, Sprecher der Kampagne „Mülltrennung wirkt“
11:00 Uhr: Vorstellung der Papierverpackung
Urban Buschmann, FRoSTA AG
11:25 Uhr: Materialreduzierte Mono-Verpackungen für nachhaltige Recyclingströme
Ansgar Schonlau, maag GmbH
11:50 Uhr: Zusammenfassung
Winfried Batzke, Deutsches Verpackungsinstitut e. V.